FactGrid (I): Vom Software-Experiment zur NFDI4Memory-Ressource

Erstellt von Michael Markert | PARTNER IN CRIME

In den nächsten Monaten wird ein Projekt unter das Dach der ThULB ziehen, das in den letzten beiden Jahren gegen die Wände des virtuellen Raums stieß, den ihm bis bislang das Rechenzentrum der Uni Erfurt großzügig zur Verfügung stellte: das FactGrid – eine Datenbank für die Geschichtswissenschaften.
Ein paar Worte zur Geschichte dieser Ressource, zu ihrem ganz eigenen Leistungsangebot und dazu, wie man das FactGrid nutzen kann.

500.000 Datenbankobjekte in fünf Jahren – sehr stabiles Wachstum (Grafik: Olaf Simons).

Eine Datenbank für historische Daten

Manche Projekte beginnen in Antragsverfahren; das FactGrid begann im technischen Experiment und in einem Freiraum, dem ihm die Universität Erfurt im Spätsommer 2017 einfach einmal eröffnete: dem eines virtuellen Servers, auf dem wir vom Forschungszentrum Gotha aus gemeinsam mit Wikimedia Deutschland einfach einmal versuchen konnten, eine Wikibase-Instanz – losgelöst von Wikidata – in Gang zu bekommen. Die Instanz läuft seit dem 11. Januar 2018. Ende Juli 2018 stand unser erster Test-Datensatz mit knapp 15.000 Datenbankobjekten im Netz. Wenig später klopfen erste Projekte bei uns an mit der Frage, ob sie eigene Instanzen aufsetzen oder bei uns mitmachen sollten. Wir hatten dieses Angebot ausgesprochen, die Software legt das nahe, und uns mit “FactGrid – a database for Historians” bewusst für das maximal anschlussfähige Projekt entschieden. Wikibase ist eine auf offenes Wachstum angelegte Software, die international und im großen Stil bearbeitet sein will.

Das plötzliche Interesse an Wikibase – Rückenwind

Im Sommer 2018 bekamen wir unverhofften Rückenwind nicht nur von Wikimedia, sondern von überall her, wo Normdatenanbieter und Bibliotheken die Software evaluierten – wir zeigten, wie unkompliziert man die freie Software außerhalb von Wikidata nutzen konnte. Im Dezember 2019 verkündeten die drei Nationalbibliotheken Deutschlands, Frankreich und Schwedens auf der GNDCon in Frankfurt, dass sie in den kommenden Jahren gemeinsam mit Wikimedia-Deutschland eine internationale Allianz des globalen Normdaten-Managements auf Wikibase-Instanzen gründen wollten. Im April 2019 gingen wir ein Joint Venture mit der GND innerhalb dieses Prozesses ein.



 

 

Wie blau war der Himmel über Paremo am 3. Juni 1794? Falls es jemand mithilfe eines Cyanometers notierte, könnten wir es im FactGrid erfassen und die Information in breiter Vernetzung mit anderen Daten verfügbar machen. Quelle: https://blog.factgrid.de/wp-content/uploads/2021/06/cropped-cyanometer.jpg

Spätestens im Frühjahr 2020 waren wir aus dem Experiment herausgewachsen. Das damals soeben in Antragsvorbereitung agierende 4Memory-Konsortium der geplanten Nationalen Forschungsdaten-Infrastruktur NFDI kontaktierte uns, mit der Aufforderung, in den NFDI-Prozess einzutreten. Wikibase wurde hier als Software des potentiell offenen interdisziplinären Datenmanagements gehandelt. Im Februar 2021 veranstalteten die ersten NFDI-Konsortien einen „1st Wikibase@NFDI Workshop“, in dem ausgelotet wurde, ob die Software die Lösung für ein kollektives Datenmanagement sein könnte. Wir befanden uns inmitten einer stürmisch anmutenden Entwicklung – bei solidem internen Wachstum.Im April 2020 hatten wir 150.000 Items generiert, Ende Februar 2021 waren es knapp 230.000 Datenbankobjekte. Seit dem 5. November 2022 ist der NFDI4Memory-Bereich der Geschichtswissenschaften bewilligt. Das FactGrid ist hier in den kommenden fünf Jahren als Wikibase-Instanz mit einem guten Etat für technische Entwicklungen ausgestattet, die wir dringend für die Nutzung im wissenschaftlichen Raum benötigen. Einige Worte dazu, was Wikibase kann – in einem Anschlussbeitrag.

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